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Mikka, Menschenverachtend

Eine Ode an die Geister die ich rief, die ich nicht mehr los werde.

Der Titel dieses Postings wurde zu Ehren von Hektor angepasst. Ich habe in einem Post Autos als die „natürlichen Fressfeinde“ der Fahrräder bezeichnet.

Das ist eine Antwort auf so einen Spandex-Diktator, der meinte, dass mir wohl ins Hirn geschissen worden sei. Vielleicht ist es ja auch TBI nach dem Meeting mit dem Bauzaun. Oder ich bediene mich der selben Sprache, die aus den Mündern der Fahrrad-Menschen in Richtung Auto geht? Immerhin trete ich nicht nach unten, anders als diese. Als Wanderer und Fußgänger habe ich die Schnauze voll davon, vor den Tretbucklern buckeln zu müssen.

Vielleicht sind es ja die letzten Tage, die mich hier übersensibilisiert haben. Aber nach einer Woche, die im Endeffekt ein Spießrutenlauf gegen die Treibjagd der Drahtesel war, reicht es mir.

Wie ich schon oft geschrieben habe: Ich mag keine Autos. Deshalb habe ich keins, und das schon seit 2015 mit meiner ersten BahnCard 100. Vorher hatte ich ein CarShare und bin sowieso meistens zu Fuß gegangen.

Seither bin ich 7200 Kilometer zu Fuß gelaufen. Für ein Jahr war mein Arbeitsplatz zu weit vom Haus entfernt und ich fuhr Bus, um die letzten 7 km dann zu Fuß zurückzulegen. Sonst immer Beine.

Wenn ich Autos entgehen will, dann habe ich Optionen: Waldwege, Fußgänger:innenzonen, selbst der Fußgänger:innenweg ist mehr oder weniger sicher vor den Blechdingern. An Zebrastreifen und Ampeln bin ich vorsichtig, kann aber die Fälle, an denen ein Auto eine rote Ampel oder so einen Übergang einfach ignoriert hat, an einer Hand abzählen.

Fahrradfahrer:innen kann ich nicht entgehen. In den Fußgänger:innenzonen wird, ohne Rücksicht, durchgebrettert. Idealerweise so nahe an der Person vorbei, dass diese erschrickt oder tangiert wird. Nur so etabliert man Dominanz. „Bitte absteigen“ ist eine Bitte, keine Anweisung, also laut klingelnd über die Brücke, die gerade schmal genug ist, dass ein:e Läufer:in drauf kann. Dominanz zeigt man auch, indem man Zebrastreifen immer ignoriert (hier kann ich auch was an einer Hand abzählen: die Zeiten an denen so ein:e Karbon-Statt-Kondition Zeitgenoss:in mal angehalten hat, um mich überqueren zu lassen).

Im Wald ist’s nicht besser. Wo Specht und Häher rufen, da muss man laut klingelnd mit 35 km/h die Wanderer und Fußgänger:innen in die Rinnsale und gegen die hohle Gasse zwingen, weil sonst ist man ja niemand. Abstand halten ist für Autofahrer und Nazis, wer auf der richtigen Seite der Geschichte Fahrrad fährt, der:die darf auch den Weg für sich belegen.

Dann auf der anderen Seite, immer noch laut klingelnd den Berg runter. Rechts vor Links und „Rauf hat Vorfahrt“ gilt nicht. Warum auch, das Tourenrad mit Shimao kostet mehr als so ein Gips und Arbeitsausfall beim verweichlichten Rucksackmenschen.

In den letzten vier Tagen wurde ich dreimal angefahren, mehrmals angeschrien, weil ich den 90 cm weiten Weg nicht für die Damen und Herren in Spandex belassen habe, musste lautem Schreien und Klingeln in die Matschgrube ausweichen, hatte eine near-death Experience, weil der Fahrradkurier die Umgehung der Baustelle auf dem Fußgänger:innenweg vorzog und mich beinahe in einen entgegenkommenden Baustellen-LKW gepusht hätte. Hier hat mir mein Rucksack, der sich am Bauzaun verfing, wohl das Leben gerettet.

Es gab mal eine Zeit, da habe ich uns, die Fahrräder und die Schuhe, für Genossen im Kampf gegen das Auto gehalten. Twitter und jetzt das Fediverse sind voll von Geschichten der Verfolgung und Benachteiligung von Drahteseln, angetretenen Rückspiegeln, Critical Mass, zerkratzten Seiten, Tipps, wie man am besten stinkende Sachen in den Zulauf der Klimaanlage schiebt, und mehr.

Aufstand, absolut. Nieder mit dem Auto.

Aber die Geister, die auch ich rief, werden wir nicht mehr los. Fahrräder sind zur Plage auf Wanderwegen, zu kleinen Diktatoren der innenstädtischen Fußgänger:innenzonen, und zum gefährlichen Geschoss auf „🚲 frei“ Fußgänger:innenwegen geworden. Selbst da, wo sie nicht frei sind, die Wahrscheinlichkeit mal wieder vom Fahrrad gehetzt zu werden ist größer als nicht.

Ich will meine Waldwege zurück. Ich teile gerne, aber ich will nicht eingeschränkt, gejagt, angeklingelt, angeschrien, und angefahren werden. Ich will meine Wanderungen Auto- und Fahrrad-frei. Mir ist die Umwelt langsam scheißegal, wenn ich nicht einmal einen Mental Health Walk im Wald machen kann, ohne dass ich Schnauze zuerst im Dreck lande, weil so ein Spandex-Arschloch, das sich gestern noch über Autos, die hupen und dann auf Höchstgeschwindigkeit so nahe vorbeipreschen, dass man den Zug spürt, das ganze im Wald mit Klingel und mir durchzieht.

Wie ich schon schrieb: ab sofort mache ich was für meine Mentalgesundheit. Und wenn morgen so ein Arschloch klingelnd an mir vorbei prescht, statt sich auf meine Geschwindigkeit zu begeben und zu warten, bis zwei Fahrradbreiten Platz sind, dann wird beherzt zugetreten. Und noch mal nach, damit er oder sie auch wirklich nicht mehr auf das lädierte Rad steigt und das Ganze wieder durchzieht.

Eine Antwort

  1. Massimo sagt:

    Sehr gut geschrieben und ganz deiner Meinung. Ich bin hier auf den Feldern immer mit dem Hund unterwegs und ich meide die geteerten Wege weil ich von diesen „weil hier keine Autos sind, gehören mit die Straßen“ Fahrradfahrraudies die Schnauze gestrichen voll habe. Und bei mir wird sich zurückgehalten dank meiner 1,95m. Die Begegnungen von meiner Frau und/oder anderen Gassigeherinnen können Bücher füllen.

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